Mittwoch, 7. September 2016

TXL

Obwohl ich ja für kein Geld der Welt in ein Flugzeug steigen werde (außer im nächsten Mai, da habe ich während einer geistigen Umnachtung zugesagt, mit nach Griechenland zu fliegen, selbst ein Zimmer ist schon für mich angemietet *schlotter*), bin ich sporadisch in Tegel anzutreffen, immer dann, wenn ich meine beste Freundin, die der Liebe wegen den Kontinent verlassen hat, abhole oder hinbringe. 

Das ist gar nicht nötig, weil sie sich immer einen Wagen mietet, aber ich bestehe auf den ersten und den letzten Augenblick. Meistens teile ich den mit ihrer Mutter, mit der ich mich vorher immer in einem Café treffe und die letzte Stunde vor der Ankunft in freudiger Erwartung und die erste Stunde nach Abflug in melancholischer Stimmung verbringe. 

Gestern kam sie so spät an, dass ich allein am Flughafen war, ihre Mutter verzichtete. Ich parke immer im absoluten Halteverbot vor der Autovermietung und muss dann über das gesamte Gelände zu Gate C55 laufen. Neugierig schau ich zu den startenden Flugzeugen, die mit viel Getöse abheben. Wie das wohl ist, drin zu sitzen?

Ich stell mir ja immer vor, dass, wenn ich flöge, sagenhaft interessante Leute kennenlernen würde, mit denen sich Freundschaften für's Leben entwickeln, oder die Liebe meines Lebens würde direkt neben mir sitzen, ein Psychoanalytiker, dem ich die Hand zerquetsche oder meinetwegen einem patenten Handwerker, dem ich ohnmächtig in die Ame sinke, und dessen Beschützerinstinkte ich wecke, aber wahrscheinlich ist es auch nicht anders als im Bus, wo ich noch nie Freundschaften geschlossen habe. 

Jedenfalls waren wir beide zu müde, um noch in ein Café zu gehen und so blieben wir einfach eine Stunde auf der Mauer vor der Autovermietung sitzen. Die laue Luft, das Getöse, der Gestank nach Kerosin, mir haben nur zwei Stühle gefehlt und ich wär die ganze Nacht sitzen geblieben. Hauptsache, sie ist da, diese Frau, die mich ein Vierteljahrhundert kennt und zwar so gut, dass sie oft vor mir weiß, wie ich eine Situation handeln werde. 

Wenn nur der Mann nicht so toll wäre, den sie geheiratet hat. Keine Chance auf Rückkehr. Da der BER nie öffnen wird, werde ich noch oft nach Tegel fahren und meine Kampfparkausbildung verfeinern.

10 Kommentare:

  1. Wenn ich das mit dem Fliegen geschafft hab, schaffst Du das erst recht :) Ich brauchte nicht mal Alkohol! Allerdings war mir noch zwei Stunden nach der Landung kotzübel und die Beine waren schlottrig. Und das nach zwei Flügen wie aus dem Bilderbuch, meinte der Mann.
    Na ja, wenn er denkt!

    Ne Stunde bis mach Hamburg war jedenfalls okay. Wie ich allerdings die 9 Stunden bis Indien überstehen soll, weiß ich auch noch nicht. Überlege derzeit, mich nach dem Boarding ins Koma zu saufen. ✌🏻️

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    1. Ich sauf ja nicht mal. Ich brauche Pillen.

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    2. Ich empfehle Flüssigvalium (Valiquid), falls man das überhaupt mit an Bord nehmen darf. Kann man tropfengenau und bedarfsgerecht dosieren. Ansonsten Lexotanil. Damit wurden wir als Kinder auf langen Autofahrten ruhig gestellt.

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  2. 1. Der BER wird öffnen. Das wird schon.
    2. In den letzten 10 Jahren habe ich im Flugzeug kaum ein interessantes Gespräch geführt. Das funktioniert in der Bahn besser.

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    1. 1) Wetten, nicht? Ich hab so meine Informationen.
      2) Im Zug komme ich nicht nach Kreta. Leider. Oder doch? Wo ist der Diercke, wenn man ihn braucht...

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  3. Für den ersten Flug bitte unbedingt die Luxusvariante wählen, na vielleicht nicht gleich First Class mit den drehbaren Liegesitzen, aber bitte zumindest nicht den Billigableger einer Airline buchen.
    Wir sind mit Vueling nach Florenz geflogen, ein Ableger der Iberia. Ich hab noch niemals in einem so engen Flieger gesessen, man konnte sich kaum rühren, der Mann steckte mit den Knien im Vordersitz und wurde von der Frau vor ihm beschimpft, weil sie deswegen ihre Rückenlehne die 5cm, die gegangen wären, nicht zurückklappen konnte. Die Fensterscheibe wurde wahrscheinlich von einem Kleinkind abgeleckt, welches vor mir dort saß und es muffte alles irgendwie nach den 70ern. Ätzend.

    Trotz meiner Höhenangst, wenn ich auf Freiflächen stehe, komme ich mit dem Fliegen gut klar. Wahrscheinlich, weil es wirklich wie im Bus ist. Ich hatte es irgendwann vergessen, dass ich in der Luft bin. Als es kleine Erschütterungen und Luftlöcher gab, dachte ich, "schlechte Straße hier", bis mir einfiel: Mooooment...

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    1. First Class wär toll, am besten mit einer kleinen Schlaf Kabine, in der könnte ich in Ruhe vor mich hin wimmern in embryonal Stellung.

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  4. Nimm besser Valium mit.
    Als Kind fand ich das immer ganz toll, so 'ne Art Riesenkarusell. 15 Jahre später dann wieder in den Flieger (Kreta) und voll die Krise bekommen weil das so verdammt eng war und man nicht mal eben raus gehen kann zum runterkommen. Beim Rückflug genauso. Ohne Valium mach ich das nicht mehr.

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    1. Valium, oder irgendwas anderes, das mich runterbringt...

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  5. Wenn du im Flieger interessante Leute kennen lernen willst, brauchst du auch ein interessantes Flugziel. Auf der Rückreise von Neuseeland hat das tatsächlich mal geklappt, aber ansonsten vergiss es. Fliegen auf der Kurzstrecke ist die maximal unbequeme Art des Reisens. Ach was, reisen.....man wird transportiert. Wirf dir eine Scheißegalpille ein und warte, dass es vorüber geht.

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