Sonntag, 26. April 2015

Männerbekanntschaften 3

Gestern sah ich den Goldjungen wieder. Eindeutig ein Mann für den zweiten Blick. Schreiben kann er auch. Okay, er trägt komischen Schmuck, aber irgendwas ist eben immer. Ich war hier, aber erst um 19 Uhr, weil mich nur "Absacken mit der Wahrheit" interessiert hat. Habe Tränen gelacht, aber auch geweint, weil ich auf Bierbänken sitzen musste. Ich bin nicht gerade eine begnadete Sitzerin, mich kann man nicht einfach irgendwo parken, auch Restaurants bekommen von mir nur Sterne verliehen, wenn's anständige Sessel hat. Aber was tut man nicht alles für die Guldur.

Außerdem wurde ich ihm vorgestellt, und zwar gleich zweimal, das erste Mal von einer Bekannten "das ist die berühmte Bloggerin Christine", wofür ich mich grauenhaft schämte, denn wenn ich eins nicht bin, dann ich kann es nicht wiederholen, abgesehen davon, dass kaum jemand davon weiß, es auch gar nicht erfahren soll und dass ich nicht Christine heiße, aber das nur nebenbei. Sie entschuldigte sich, sie habe es nicht so mit Namen, wofür sie mein volles Verständnis hat; einmal fiel mir nicht mal der Name meiner allerbesten Freundin ein. Das zweite Mal mit richtigen Namen, ich fiel dem Vorsteller ins Wort "Wir wurden schon...", wurde aber unterbrochen von ihm (s.o.) "Pscht, schad' doch nix."- ein ganz und gar gelassener Mann.

So erlebte ich, dass man auch gezeichnete Witze vortragen kann, aber nicht unbedingt muss. Einerseits schade, denn er kann sehr gut vorlesen, mit verteilten Rollen, aber es verpufft doch einiges im Nirvana, weil der Bildschirm nicht groß genug fürs Auditorium war, obwohl das eigentlich nur ein versprengter Haufen in einem Zelt war. 

Was auch wieder schade war, eine größere Bühne und damit einhergehende vernünftige Stühle hätten sie verdient, der eine wie die andere. Und dieses aus der Mottenkiste, dennoch Lachtränen treibende Kabinettstückchen über den eitlen Hans Küng höre ich immer wieder gerne. Das Beste aber war das hier - danach war ich abgeschminkt.

Die  Auftragsmörderin saß tiefgebeugt neben mir und schrob und schrob. Als sie Tage vorab um Akkreditierung bat, wurde sie vom Fleck weg engagiert und musste sich schon den ganzen Tag dort herumdrücken. Später beköstigte sie uns mit ihren Getränkegutscheinen. 

Fast das Schönste am Abend war die Fahrt nach Hause, muss ich doch nicht mehr auf Bus und S-Bahn warten, an keinem Wald entlang hetzen auf der Flucht vor Pädophilen, die sich mangels Alternativen auch mal eines älteren Semesters annehmen, sondern habe wegen meines exorbitant guten Parkplatz Karmas nur drei Schritte zu laufen, schon sitze ich im Warmen, höre Marbles und Kinobe und versteige mich gar zu der Ansicht, dass das Leben doch manchmal ein Ponyhof ist.  

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