Donnerstag, 7. Mai 2015

Mein Leben in der Küche

Wie versprochen ist die Decke gestrichen, am Freitag werden die Wände gemalert. Das Wohnzimmer ist verwaist, das Schlafzimmer zugerümpelt, allein Bad und Küche bieten den gewohnten Komfort. Komme ich heim, sitze ich in Nachbars Garten, auf dem Balkon, später in der Küche. Komisches Leben. Ich geh ganz schön früh ins Bett und werde ganz schön früh wach.

Meine Wände sind so dick, dass ich ab und an mit dem Tablet ins Wohnzimmer gehen muss, um wieder Verbindung zum Netz zu bekommen. Während ich dies schreibe, bricht sie wahrscheinlich gerade wieder ab, mal sehen, ob der Text zu retten sein wird. Das tippen auf dem Tablet nervt, aber wenigstens keine Sicherheitsupdates, die mich ausknocken. 

Aber das sind alles Peanuts, während wir am Samstag feierten, ist 300 Meter entfernt ein Nachbarmädchen vor dem Bus auf die Straße gelaufen, wenn sie überlebt, weiß man nicht, was von ihr übrig bleibt. Eine Sekunde kann alles verändern. Eine Sekunde Unaufmerksamkeit und du endest als Gemüse in deinem Leben. 

So gesehen will ich mich nicht beschweren. Es gibt weiß Gott überhaupt nichts, worüber ich mich zu beschweren habe. Alles eine Frage der Relation. Morgen ist schon Freitag, Samstag kommt das Sofa und Sonntag gibt es eine kleine Einweihung. Eine Hochzeit muss geplant werden, schnatter, schnatter. Das Leben ist schön. Bis jetzt ist alles gut gegangen, relativ gesehen. 

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